Mit der Erweiterung des Stadtteiles Oberreut in Richtung Osten und Erstellung des Baugebietes Oberreut Feldlage III wurde eine neue Erschließungsstraße benötigt und gebaut. Diese wurde durch Beschluss des Karlsruher Gemeinderates Wilhelm-Leuschner-Straße benannt.
Der Holzbildhauer Wilhelm Leuschner trat 1909 in die Gewerkschaftsbewegung ein und entwickelte sich als einer der Aktivisten der deutschen Arbeiterbewegung. Selbst auf internationalen Arbeiterkonferenzen war er eine bekannte Figur. 1926 wurde er Bezirkssekretär des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in Hessen. In den Jahren 1932/33 gehörte er dem Bundesvorstand an. Im Landtag von Hessen war er von 1924 bis 1933 als Abgeordneter aktiv. Das Amt des hessischen Innenministers hatte Leuschner von 1928 bis 1933 inne.
Leuschner hat früher als die anderen die Gefahr des Nazismus erkannt. Als Papen 1932 seinen ersten Schlag gegen die Linke führte und die SA aufmarschierte, mobilisierte Leuschner die Hessische Polizei und erstickte den drohenden Putsch bereits im Keim.
Nach der Machtübernahme wurde er entlassen. Leuschner widmete sich wieder der Gewerkschaftsarbeit. Am 2. Mai 1933 verhaftete die SA im Zuge der Besetzung der Gewerkschaftshäuser Leuschner in Berlin. Mehrere Male wurde er unfeinen Verhören unterzogen und war das Ziel roher Akte durch das SA. Er wurde in das Konzentrationslager Plötzensee verschleppt. Aus diesem wurde er überraschend entlassen und man zwang ihn in Genf an einer Tagung teilzunehmen. Dort sollte er bei der Internationalen Arbeitskonferenz den Anspruch auf den Deutschen Sitz für die „Arbeiterfront“ durchsetzen.
Leuschner blieb während der Konferenz stumm. Zeugen sprechen noch Jahre später davon, wie tief beeindruckt sie waren, von dem „mutigen Schweigen“ des Wilhelm Leuschner.
Bereits bei der Einreise nach Deutschland wurde er durch die Gestapo verhaftet und büsste für sein „Nichtstun“ mit zwei Jahren Konzentrationslager. Nach seiner Freilassung übernahm Wilhelm Leuschner eine Fabrik in Berlin. Durch seine hierdurch erforderlichen Geschäftsreisen konnte er seine Aktivitäten geheim halten.
Mit alten Freunden und anderen Gegnern knüpfte er ein Netz von Widerstandzellen über ganz Deutschland.
Leuschner sagte über diese Tage: „Wir sind Gefangene in einem großen Zuchthaus. Zu rebellieren wäre genauso Selbstmord, als wenn Gefangene sich gegen ihre schwer bewaffneten Aufseher erheben würden“.
Leuschner bemühte sich mit verstärkter Kraft jene Aufgaben vorzubereiten, die „am Tage danach“ zu lösen sein würden. Gemeinsam mit Goerdeler bereitete er die Übergangsregierung vor, in welcher er Vizekanzler geworden wäre.
Leuschner vertrat die Auffassung, dass durch einen Staatsstreich es auch der Goerdeler-Regierung nicht möglich sei, einen Verhandlungsfrieden zu ermöglichen. Allerdings hoffte er, dass durch den bevorstehenden Staatsstreich eine schnelle Beendigung des Krieges durch die Übergangsregierung möglich sei. Als Beteiligter der Verschwörung des 20. Juni 1944 wurde er verhaftet und verurteilt. Am 29. September 1944 wurde Wilhelm Leuschner hingerichtet. Als er zum Galgen geführt wurde, sagte er seinen Gefährten in Zeichensprache nur das Wort: „Einigkeit!“