KITA-Notstand – was tun?

Unter diesem Titel hatten wir als Bürgerverein Oberreut in Zusammenarbeit mit der IGO am 1. April in die Weiße Rose eingeladen. Wenn ich zurückschaue, kann ich sagen: Es war aus meiner Sicht eine wirklich tolle und gelungene Veranstaltung.

Gut 50 Personen diskutierten über dieses extrem drängende Problem. Besonders erfreulich war dabei, dass nahezu alle im Gemeinderat vertretenen Gruppierungen Vertreterinnen und Vertreter geschickt hatten. Dazu kamen die Evangelische Kirche und Pro Liberis als große Karlsruher Kita-Träger, der Gesamtelternbeirat der Karlsruher Kindertagesstätten und die Gewerkschaft GEW. Aber auch 20-30 interessierte Bürgerinnen und Bürger, die zumeist als Eltern oder pädagogische Fachkräfte direkt von der aktuellen Malaise betroffen sind, waren dabei und schilderten eindrücklich ihre Situation. Ein Format, das auch die Karlsruher Gemeinderäte in dieser Eindrücklichkeit selten erlebt hatten, wie manche im Anschluss an die Veranstaltung berichteten.

Ein ganz besonderer Dank für das Gelingen der Veranstaltung geht dabei auch an Ronja Gruber und Katharina Wywiol vom Quartiersmanagement Oberreut des Diakonischen Werks, die mit betroffenen Eltern die Veranstaltung vorbereitet und auch für das Spielangebot vor Ort gesorgt haben, dass es manchen Müttern und Vätern überhaupt erst möglich gemacht hat bei der Veranstaltung dabei zu sen.

Inhaltich kamen bei der Veranstaltung natürlich viele Fragen auf. Alle zu behandeln würde den Rahmen dieses Artikels sicherlich bei Weitem sprengen. Auch vor dem Hintergrund, dass es inzwischen eine Antwort der Stadtverwaltung auf den Antrag der CDU „Kitas in Oberreut“ gibt, auf die wichtigsten aktuellen Dinge begrenzen:

KITA Notstand

Kita Woerishofferstraße

Der projektierte Neubau dieser 5-gruppigen Kita droht zu scheitern, da die Mietpreise im Neubau inzwischen bei über 18 Euro pro qm liegen, die Stadt aber nur 14,50 Euro bezuschusst. Im Augenblick gibt es jedoch eine Initiative der SPD im Gemeinderat diese Differenz für aktuelle Projekte (und damit auch die Kita Woerishofferstraße) aus den Gewinnen der Volkswohnung zu finanzieren. Ist diese erfolgreich, könnte der Bau wie geplant 2024 beginnen. Die AWO Karlsruhe steht für den Betrieb dieser Kita auch weiterhin bereit.

Sollte dies nicht gelingen gibt es als Alternative zudem die Möglichkeit übergangsweise eine Container-Kita auf einem der freien Obereuter Grundstücke zu errichten. Dass dies möglich ist, hat die Stadtverwaltung auch nochmals ausdrücklich in ihrer Antwort bestätigt.

Grundstück nördlich Bechtle

Auch bei der Nutzung des Grundstücks nördlich Bechtle, das der Stadt Karlsruhe gehört und bis 2023 noch als Parkplatz an die Firma Bechtle vermietet ist, gibt es positive Nachrichten. In der Antwort der Stadtverwaltung heißt es nun: „Planungsrechtlich ist hier daher eine Kindertagesstätte wie eine Arztpraxis/Ärztehaus möglich. Denkbar wäre daher ein KiTa-Konzept zusammen mit einer gewerblichen Nutzung.“

Immerhin beim Thema Kita ist nun auch die Stadtverwaltung in der Sache überzeugt. Beim Thema Arztpraxen ist sie es noch nicht. Wir hoffen aber sehr, dass die Fraktionen der Stadt bei den weiteren Beratungen im Gemeinderat der Stadtverwaltung mit einem entsprechenden Beschluss der Stadtverwaltung auch hier noch „auf die Sprünge“ helfen werden. Da die Kinderarztpraxis YouMedic schon seit langem aus allen Nähten platzt und es keinen anderen Standort für sie gibt, ist dies für uns als Bürgerverein zwingend erforderlich. Auch die Schaffung zumindest einer weiteren Arztpraxis dort erscheint uns äußerst sinnvoll – zumal die Realisierung des Ortsteilzentrums Ecke Otto-Wels-/Rudolf-Breitscheidstraße durch die Volkswohnung auch weiter in den Sternen steht (die Fertigstellung war eigentlich für 2022 geplant) und selbst die geplanten 400 qm an Platz für sog. „gesundheitsnahe Dienstleistungen“ dort auch nur für eine zeitgemäße Arztpraxis reichen dürften.

Tagespflege

Dennoch ist klar, dass es zumindest kurzfristig keine Verbesserung durch weitere Kita-Plätze in Oberreut geben wird. Die einzige Chance (neben privaten Lösungen) wäre hier ein Ausbau der Kindertagespflege. Laut Stadt werden derzeit von 8 Tageseltern insgesamt 36 Kinder betreut. Eine Ausweitung scheitert im Augenblick jedoch vor allem daran, dass die privaten Wohnungen der Tageseltern nicht groß genug sind, um eine für eine Wirtschaftlichkeit ausreichende Zahl an Kindern aufzunehmen. Gut wäre daher, wenn es gelingen würde, diesen Personen andere Räume anzubieten, in denen dies möglich ist. Auch hierzu sind wir gerade in Gesprächen mit verschiedenen Gemeinderatsfraktionen.

KITA-NOTSTAND – WAS TUN?
KITA-NOTSTAND – WAS TUN? Foto: Werner Blödt

Erziehermangel

Ein großer Diskussionspunkt ist vor dem Hintergrund der Schließung einiger Gruppen und der Reduzierung der Öffnungszeiten in manchen Einrichtungen die Frage, ob es überhaupt Träger gibt, die bereit sind eine neue Kita zu eröffnen. Sehr erfreut sind wir daher, dass die AWO Karlsruhe auch weiterhin zum Betreiben der Kita Woerishofferstraße zur Verfügung steht (und auch zum übergangsweisen Betrieb einer Container-Kita). Ein ganz besonders positives Erlebnis im Zusammenhang mit unserer Veranstaltung war für mich jedoch, dass sich zwei junge Erzieherinnen, die auch die notwendige Weiterbildung als Sozialwirt im Betriebswesen absolviert haben, uns mitteilten, dass sie gerne eine Kita bei uns in Oberreut gründen würden. Auch hier hoffen wir natürlich, dass das klappt und versuchen die beiden jungen Frauen bei ihrer Reise durch den „Ämterdschungel“ bei der Stadt Karlsruhe zu unterstützen.

Trotz dieser positiven Nachrichten wissen wir natürlich, dass derzeit an vielen Stellen Erzieherinnen und Erzieher fehlen. Die Gründe scheinen vielschichtig. Ein wichtiger Grund scheint auf jeden Fall zu sein, dass beim Kita-Ausbau in den letzten Jahren zu wenig darauf geschaut wurde, dass auch genügend Personal vorhanden ist. Gleichzeitig sorgt der Personalmangel aber auch dafür, dass die Belastung für die einzelnen Erzieherinnen und Erzieher deutlich wächst. Die Folgen: Erhöhter Krankenstand auf Grund des psychischen Drucks, möglicherweise gar ein Wechsel aus dem Berufsfeld. Vielleicht sogar ein Teufelskreis, der hochproblematisch ist.

Erfreulich ist aber in jedem Fall, dass in letzter Zeit im Karlsruher Gemeinderat vielfältige Initiativen zur Verbesserung der Situation gestartet wurden. Neben den schon genannten Initiativen wurden ein umfassender Antrag der Grünen zur Fachkräftegewinnung, ein Antrag der SPD zur Evaluation der sog. „PIA“-Ausbildung (eine praxisorientierte Ausbildung mit Ausbildungsgehalt, die sich als Alternative zur klassischen Ausbildung vor allem an Quereinsteiger richtet) und ein Antrag der FDP zur besseren Vergütung von Tagespflegeeltern eingebracht. Schön, dass unsere gewählten Volksvertreter sich diesen Themen annehmen. Und vielleicht haben wir als Bürgerverein Oberreut ja auch ein kleines Stück dazu beigetragen, dass hier etwas Bewegung in ganze Sache zu kommen scheint.

Johannes Stober

Weitere Quellen (Externe Verlinkung)

Es schrieb für Sie:
1. Vorsitzender Bürgerverein Oberreut e.V.