Johanna Kirchner, geborene Stunz, wurde am 24. April 1889 in Frankfurt/Main geboren. Sie entstammt einer alten sozialdemokratischen Familie. Ihr Großvater war einer der ersten SPD-Stadtverordneten in Frankfurt. Bereits mit 14 Jahren wurde sie Mitglied der sozialistischen Arbeiterjugend.
An der Seite ihres Ehemannes, Karl Kirchner, arbeitete sie als Zeitungsberichterstatterin auf Partei- und Gewerkschaftskongressen, in politischen Vertrauensämtern und mit großem Engagement für die Arbeiterwohlfahrt.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 arbeitete sie auch weiterhin für ihre Ideale. Sie verhalf Gefährdeten zur Flucht und sorgte für die Familien der Verhafteten bis sie selbst emigrieren musste.
Noch aus der Emigration heraus war sie politisch tätig und unterstützte deutsche Emigranten und die deutschen Freiwilligen im spanischen Bürgerkrieg.Nach der Kapitulation Frankreichs wurde sie durch die Vichy-Regierung an die Gestapo ausgeliefert.
Im Mai 1943 wurde Johanna Kirchner vom Volksgerichtshof zu zehn Jahren Zuchthaus und nach der Wiederaufnahme des Verfahrens am 20. April 1944 in einer halbstündigen Verhandlung unter dem Vorsitz Freislers vom Volksgericht zum Tode verurteilt. Am 9. Juni 1944 wurde Johanna Kirchner in der Strafanstalt Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Mit welchem Mut und mit welcher Stärke Johanna Kirchner dieses Urteil entgegengenommen hatte, lassen die Zeilen ihres letzten Briefes an die Familie nur erahnen:
„Es muss geschieden sein. Meine ganze Liebe und mein Segen werden aber immerdar bei Euch sein. Ich gehe Tapfer und unverzagt meinen letzten Gang. Und meine letzte große Herzensbitte an Euch ist: seid auch tapfer und unverzagt. Lasst Euch vom Leid nicht niederdrücken, denkt an das große Goethe-Wort: Stirb und Werde…“.