In den Märztagen des Jahres 1999 fand in unserer „namenlosen“ Grund- und Hauptschule eine Feierstunde statt, bei welcher sich unsere Grund- und Hauptschule (GHS) offiziell den Namen Anne-Frank-Schule gab.
Hinweis der Redaktion: Inzwischen ist die Anne-Frank-Schule eine Gesamtschule.
Zunächst einige Zeilen zur Schule. Im Sommer 1965 wurde der Unterricht in einem Pavillon mit vier Unterrichtsräumen aufgenommen. 1966 und 1967 wurden zwei weitere Pavillons bezugsfertig. Das Hauptgebäude wurde im Jahre 1970 fertig gestellt. 1972 und 1974 wurde die Schule um jeweils zwei Klassenräume in Pavillonbau-weise erweitert. Nun standen neben den Klassenräumen im Hauptgebäude jeweils vier Klassenräume in den vier Pavillons zur Verfügung.
Mit Beginn des Schuljahres 1978/79 wurde die Grund- und Hauptschule Oberreut in eine selbständige Grund- und eine selbständige Hauptschule geteilt. Die Hauptschule wurde in das damals neu errichtete „Schulzentrum Südwest“ (heute Sophie-Scholl-Realschule und Engelbert-Bohn-Schule) verlegt. Nach exakt fünf Jahren kehrte die Hauptschule zum Schuljahresbeginn 1982/84 in ihr altes Gebäude zurück. Mit Beginn des Schuljahres 1984/85 wurden die Grundschule und die Hauptschule wieder zusammengelegt. Zum Schuljahresbeginn 1991/92 wurde zusätzlich eine Ganztageshauptschule eingerichtet. Mit der Einführung der Werkrealschule zum Schuljahresbeginn 1993/94 wurde der heutige Istzustand erreicht.
Nun zu unserer Namensgeberin: Anne Frank. Wie aus den zurückliegenden Artikeln deutlich wurde, erinnert unser Stadtteil Oberreut mit seinen Straßennamen, dem Gemeinschaftszentrum und der Realschule, an eine Zeit in unserem Land, die geprägt war von Unterdrückung und Terror.
Rektor Wackenhut schreibt in einer Darstellung, warum der Name Anne-Frank gut zur Schule passt, treffend: „Die Namen erzählen von Menschen, die auf Grund Ihrer Religion, ihres Widerstandes, oder wegen Ihrer Hilfe für die Verfolgten umgebracht wurden. Dieser Terror machte auch vor Kindern nicht halt“.
In einem meiner Lexika habe ich fünfeinhalb Zeilen über Anne Frank gefunden: „Frank; Anne (1929-1945), jüdisches Mädchen aus Amsterdam, das im KZ Bergen-Belsen starb. Sein Tagebuch wurde in der ganzen Welt bekannt, das Haus in Amsterdam jüd. Jugendzentrum“.
Nicht alles wurde meines Erachtens in der Kurzfassung richtig dargestellt. Anne wurde am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main als zweite Tochter von Edith Frank-Holländer und Otto Frank geboren. Die Familie Frank wohnte damals im Marbachweg 307 in Frankfurt und zog im März 1931 in die Ganghoferstraße 24 um. Die Franks sind Deutsche und werden in Büchern als liberale Juden bezeichnet. Damit meint man, dass sie sich der Tradition der jüdischen Religion verbunden fühlen, aber nicht strenggläubig sind.
Am 13. März 1933 fanden in Frankfurt Wahlen für die Stadtverordnetenversammlung statt. Die NSDAP hat viele Stimmen bekommen. Wie in anderen deutschen Städten auch erschallen die Rufe: „Heil Hitler! Heil Hitler! Juden raus!“.
Nachdem von Adolf Hitler immer mehr Maßnahmen gegen Juden getroffen werden, beschließt Familie Frank Deutschland zu verlassen. Vom Sommer 1933 bis Anfang 1934 wohnt Anne mit ihrer Schwester und ihrer Mutter in Aachen bei ihrer Oma. Vater Otto Frank ist bereits in Amsterdam, in den benachbarten Niederlanden, bei der erneuten Existenzgründung und auf Wohnungssuche.
Tausende von Juden versuchen in den folgenden Jahren doch noch ins Ausland zu flüchten. Es wird immer schwieriger, auch durch die Gesetzgebung anderer Länder. Dennoch gelingt es etwa der Hälfte der 600 000 Juden, welche um 1933 in Deutschland lebten.
Im Herbst 1933 findet Otto Frank in einem Neubaugebiet in Amsterdam eine Wohnung. Mutter Edith und Schwester Margot fahren im Dezember nach Amsterdam. Anne bleibt noch bei der Oma und folgt erst, als die Wohnung eingerichtet ist.
Im Merwedeplein wohnen die Franks, bis sie im Juli 1942 im Hinterhaus der Prinzengracht untertauchen müssen.
Am 12. Juni, noch in der alten Wohnung, es herrscht Krieg und die Niederlande ist bereits seit zwei Jahren von den Deutschen besetzt, feiert Anne ihren Geburtstag. Sie wird 13 Jahre alt.
Anne erhält von ihren Eltern ein Tagebuch geschenkt. Ein Geschenk, worüber sie sich sehr freute. Noch am gleichen Tag, schreibt sie auf die erste Seite: „Ich werde, hoffe ich, dir alles anvertrauen können, wie ich es noch bei niemanden gekonnt habe, und ich hoffe, du wirst mir eine große Stütze sein“. Zwei Tage später, am Sonntag, den 14. Juni beginnt Anne in ihr Tagebuch zu schreiben. Sie kann natürlich nicht ahnen, dass sich ihr Leben bald darauf vollkommen verändern wird. Ebenso wenig kann sie an diesem Tag ahnen, dass später Millionen Menschen auf der Welt ihr Tagebuch lesen werden.
Am 5. Juli 1942 findet man im Tagebuch eine Notiz darüber, dass Anne von ihrem Vater über das bevorstehende „Untertauchen“ informiert worden ist. Morgens um halb sechs, am 6. Juli 1942, wird Anne von ihrer Mutter geweckt. Mit dem Notwendigsten am Körper und jeder mit einer Schultasche und einer Einkaufstasche beladen gehen sie zu Fuß in die Prinsengracht.
Das Versteck befindet sich im Hinterhaus eines Bürogebäudes. Nur wenige wissen von diesem Versteck.
Am 13. Juli 1942 zieht Herr und Frau van Pels mit ihrem Sohn Peter ebenfalls in das Versteck ein. Im November nehmen sie noch Fritz Pfeffer als achte Person in das Versteck auf.
Fast zwei Jahre später, am 6. Juni 1944, findet die Invasion in Frankreich statt. Die Untergetauchten hören diese Meldung und erhoffen ihre baldige Befreiung.
Morgens zwischen zehn und halb elf dringt am 4. August 1944 die deutsche Polizei ins Hinterhaus ein. Die Untergetauchten sind verraten worden. Es ist ein Rätsel geblieben, wer die Untergetauchten an die Deutschen verraten hat.
Am 8. August werden sie in das Lager Westerbork überführt und von dort am 3.9.1944 in das Konzentrationslager Auschwitz in Polen deportiert. Frauen und Männer werden getrennt. Ende Oktober 1944 müssen Anne und Margot ihre Mutter zurücklassen. Die beiden Mädchen werden in das Konzentrationslager Bergen-Belsen überführt.
Edith Frank stirbt am 6. Januar 1945 in Auschwitz Margot und Anne versuchen in Bergen-Belsen zu überleben. Eine Überlebende erzählte: „Die Frank-Mädchen waren schon stark abgemagert und sahen schrecklich aus. (…) dass sie Typhus hatten, war deutlich, das sah man. (…) man sah sie wirklich sterben“.
Im März 1945 stirbt Margot. Einige Tage danach stirbt auch Anne. Ein paar Wochen später, im April, wird das Lager von den Engländern befreit.
Otto Frank ist der einzige Überlebende aus dem Hinterhaus. Er wird am 27.1.1945 durch die Russen aus dem Lager Auschwitz befreit. Nach einer langen Reise kommt Otto Frank am 3. Juni wieder in Amsterdam an. Erst zwei Monate später erhält er die Nachricht, dass auch seine beiden Kinder gestorben sind.
Von der früheren Vertrauten, Miep Gies, erhält er Annes Tagebücher, welche diese damals nach der Verhaftung gefunden und versteckt hatte.
Otto Frank erfüllt mit der Veröffentlichung den Wunsch der Tochter Anne, welchen Sie am 11. Mai 1944 in ihrem Tagebuch niederschrieb: „Du weißt längst, dass es mein liebster Wunsch ist, eine berühmte Schriftstellerin zu werden“. Das Tagebuch wird weltberühmt. In der ganzen Welt werden Straßen und Schulen nach Anne Frank benannt. Nirgends in ihrem Tagebuch spricht Anne über Hass. Nein, sie schreibt, dass sie trotz allem an das Gute im Menschen glaubt und dass sie, wenn der Krieg vorbei sei, für die Welt und für die Menschen arbeiten wolle.
Otto Frank stirbt 1980. Alle Tagebuchaufzeichnungen seiner Tochter hinterlässt er dem niederländischen Staat.
Seit den fünfziger Jahren haben immer wieder Menschen behauptet, das Tagebuch von Anne Frank sei eine Fälschung. Sie behaupteten, dass ein Mädchen von fünfzehn nie so etwas geschrieben haben könne. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass an der Echtheit der Tagebücher keine Zweifel bestehen.